Praxiszeitschrift_Mai_17_Hochformat_Layout 1 05.05.2017 12:54 Seite 6 Prof. Dr. med. habil. PETER C. KREUZ Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie • Knorpeltherapie u. regenerative Gelenkchirurgie • Kinderorthopädie • Säuglingshüftsonographie • Chirotherapie • Sportorthopädie Möglichkeiten zur Vermeidung von Erkrankungen und Verletzungen am Bewegungsapparat von Prof. Dr. med. habil. Peter C. Kreuz Demographische Entwicklung und Erkrankungen am Bewegungsapparat Die Bedeutung der Prävention für den Stützund Bewegungsapparat wird in unserer Gesellschaft noch deutlich unterschätzt. Allerdings kommt gerade in Bezug auf die demographische Entwicklung und die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft der Vorsorge von Erkrankungen und Verletzungen am Bewegungsapparat eine immer bedeutendere Rolle zu. Wenn die Selbständigkeit und Mobilität verloren geht, werden die meisten Menschen pflegebedürftig. Diesem Problem kann man nur mit einer gezielten Prävention entgegentreten, was nur mit Eigeninitiative und Disziplin möglich ist. Im Jahr 2010 war die Arbeitsunfähigkeit bei über 21 % aller Patienten auf Erkrankungen des muskuloskelettalen Systems zurückzuführen. Desweiteren sind die muskuloskelettalen Erkrankungen für 38 % der Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung zur medizinischen Rehabilitation verantwortlich. Führend hierbei sind degenerative/entzündliche Erkrankungen des Hüft- und Kniegelenks, Rückenschmerzen, Osteoporose, Haltungsschäden oder degenerative Sehnenerkrankungen wie z.B. Sehnenrupturen in der Schulter bis hin zu sturzbedingten Frakturen und (Sport-) Verletzungen. Besonders dramatisch zeigt sich das an der rapide steigenden Anzahl von Implantation von künstlichen Knie- und Hüftgelenken. So wurden 2009 in Deutschland ca. 175.000 Knie- und 209.000 Hüftendoprothesen implantiert. Risikofaktoren für Erkrankungen des Bewegungsapparates Nicht beeinflussbare Risikofaktoren: Nicht zu beeinflussen ist die demographische Entwicklung mit einer steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung in Deutschland. Dies ist vorallem auf eine zunehmende Qualität der medizinischen Versorgung zurückzuführen. Durch eine optimierte internistische Versorgung lassen sich die Parameter und Funktionen von Herz, Kreislauf und inneren Organen optimieren. Dies nützt allerdings nichts, wenn die Funktion des Stütz- und Bewegungsapparates immer schlechter wird und die Menschen trotzdem immer unbeweglicher werden und schließlich im Rollstuhl sitzen. Natürlich spielen hier eine ganze Reihe an Faktoren eine Rolle, auf die wir keinen Einfluss nehmen können. Hierzu gehören u.a.: • das Geschlecht: die Häufigkeit von Osteoporose (Knochenschwund) ist bei Frauen höher als bei Männern, ebenso werden bei Frauen Knieendoprothesen aufgrund eines Gelenkverschleißes viel häufiger als bei Männern implantiert • genetische Prädisposition für eine schlechtere Qualität des Gelenkknorpels, des Knochens, der Muskeln und Bänder • soziales Umfeld • anatomisch ungünstige Voraussetzungen wie Achsen- und Rotationsfehler: in die sem Zusammenhang führen O- oder X- Beine zu einer einseitigen Belastung des Kniegelenks, wobei eher die Innen- oder die Außenseite des Kniegelenks vermehrt abgenützt wird. Ebenso können Drehfehler im Ober- oder Unterschenkel zu einer Überbelastung bestimmter Gelenkabschnitte und damit zu einem vorzeitigen Verschleiß führen. Ebenso müssen in diesem Zusammenhang Beinlängendifferenzen erwähnt werden, die zu einer Fehlstellung und einem vorzeitigen Verschleiß der Wirbelsäule führen können. Desweiteren kann im Bereich des Hüftgelenks eine unzureichende Überdachung des Hüftkopfes durch die Pfanne (sog. Hüftdysplasie) zu einem vorzeitigen Verschleiß des Hüftgelenks führen. Diese Faktoren sollten rechtzeitig durch einen erfahrenen Orthopäden abgeklärt werden, da sonst langfristig irreparable Schäden entstehen können. Allerdings kann der Patient den Verschleißprozess des Bewegungsapparates u. damit seine eigene Mobilität im Alter aktiv beeinflussen u. damit auch steuern. Beeinflussbare Faktoren: Unfälle/Sportverletzung Unfälle, die zu Verletzungen an Muskeln, Bändern und Gelenken führen stellen einen wichtigen Risikofaktor für die Entstehung und den Progress degenerativer Gelenkerkrankungen dar. Im Falle eines vorzeitigen Kniegelenkverschleißes stehen dabei Kreuzbandrisse sowie Knorpel- und Meniskusschäden im Vordergrund. Studien haben dabei gezeigt, dass eine operative Rekonstruktion eines vorderen Kreuzbandschadens zwar die Stabilität des Kniegelenks optimiert, aber einen vorzeitigen Gelenkverschleiß nicht entscheidend verhindern kann. Meniskusschäden sollten dabei immer – wenn möglich – genäht werden, da ein Meniskusverlust durch die biomechanische Überlastung des Gelenks (so steigt der Druck auf den Gelenkkorpel nach einer kompletten Meniskusentfernung auf das 3fache an) zu eine Arthrose im Kniegelenk verursacht. Das Risiko ist dabei umso geringer, je mehr von dem Meniskus erhalten werden kann. Gleiches gilt für den Gelenkknorpel, der als Stoß- und Druckverteiler die Reibung im Gelenk auf ein Minimum reduziert und unbedingt erhalten werden muss.
Praxiszeitschrift_Mai_17_Hochformat_Layout 1 05.05.2017 12:54 Seite 7 Übergewicht/Adipositas Den meisten ist bekannt, das Übergewicht zu einem erhöhten Risiko an Herz- und Kreislauferkrankungen führt. Der Einfluss von Übergewicht auf Erkrankungen des Bewegungsapparates wird dabei häufig unterschätzt. Dabei ist heute inzwischen nachgewiesen, dass übergewichtige Menschen viel häufiger an einer Kniearthrose leiden. Biomechanische Studien haben gezeigt, dass ein Kilogramm Körpergewicht zu einer vermehrten Kniegelenkbelastung um ca. 4 kg führt. Passend dazu konnte nachgewiesen werden, dass bereits eine Gewichtsreduktion um fünf Kilogramm das Risiko für eine Kniearthrose reduziert. gungsmangel zudem die Entstehung von Osteoporose. Ebenso zeigt sich ein erhöhtes Risiko für einen Kniegelenkverschleiß bei Frauen mit einer schlecht trainierten und schwachen Oberschenkelmuskulatur. Behandlungsmöglichkeiten In Bezug auf die oben genannten Risikofaktoren lassen sich folgende Behandlungsmaßnahmen im Rahmen der Prävention ableiten: Prävention und Therapie von Sportverletzungen/Unfällen Der gesundheitliche Nutzen von Sport ist unbestritten, dennoch kann es im Rahmen der sportlichen Aktivität zu Verletzungen oder Überlastungen kommen. Dies gilt es durch verschiedene Maßnahmen zu minimieren. Vorsorgeuntersuchungen sind deshalb gerade im Bereich des Leistungssportes essentiell, um diejenigen Sportler herauszufiltern, die aufgrund ihrer körperlichen Konstitution nicht für den Leistungssport geeignet sind. In diesem Zusammenhang sollten Kinder mit Wirbelgleiten keine reklinierenden Sportarten oder Jugendliche mit einem Morbus Scheuermann kein Gewichtheben betreiben, da es sonst zu einem Progress der Erkrankung und der Beschwerden kommen kann. Nach einer diffizilen klinischen und ggf. auch radiologischen Diagnostik müssen die jungen Sportler wie auch die Eltern und Trainer über die Möglichkeiten der Verletzungsprävention (z.B. geeignete Schutz-Ausrüstung, beachten Bewegungsmangel Eine weltweite Schätzung der WHO zur Prävalenz körperlicher Inaktivität unter Erwachsenen (ab 15 Jahren) beträgt 17 %. Etwa 31 bis 51 % der Menschen auf der Welt gehen pro Woche weniger als 2,5 Stunden moderaten körperlichen Aktivitäten nach. Bewegungsmangel ist nicht nur ein Indikator bei der Entstehung von Übergewicht sondern führt auch zu Folgeerkrankungen bzw. Beeinträchtigungen im Alltag. So führen die muskulären Ungleichgewichte und Haltungsschwächen schon im Kindesalter zu Beschwerden am Bewegungsapparat, die sich später in Überlastungsreaktionen und Haltungsschäden manifestieren. Im Alter fördert chronischer Bewedes Regelwerkes, Aufwärmen, richtiges Training usw.) bis zum Vermeiden bestimmter Sportarten aufgeklärt werden, um das Verletzungsrisiko und mögliche irreversible Folgeschäden zu reduzieren. Kommt es dennoch zu einer Verletzung im Sport, ist die rechtzeitige und adäquate Therapie entscheidend, um langfristig negative Folgen zu verhindern. Während viele Verletzungen konservativ gut ausheilen können, müssen strukturelle Gelenkverletzungen oft operativ behandelt werden, um langfristig einen vorzeitigen Gelenkverschleiß und damit die Implantation einer Endoprothese zu verhindern. Im Rahmen der regenerativen Gelenkchirurgie können dabei verschiedenste Maßnahmen zum Einsatz kommen: • Kreuzbandersatz: ohne ausreichende Stabilität des Kniegelenks führen die überproportional großen Reibungskräfte zu einem vorzeitigen Gelenkverschleiß • Knorpelersatz mittels Stammzelltherapie oder autologer Knorpelzelltransplantation: unbehandelt werden kleine Knorpelschäden immer größer und führen zu einem vorzeitigem Gelenkverschleiß • Meniskusnaht: der Meniskus als Stoßdämpfer und Druckverteiler im Gelenk sollte immer – wenn möglich – erhalten werden, da sonst die axialen Kompressionskräfte im Gelenk überproportional ansteigen und eine Arthrose entstehen kann.
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