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Praximagazin Januar 2023

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Restless-Legs-Syndrom

Restless-Legs-Syndrom Wieder besser schlafen! Artikel von Dr. med. Maximilian Hornauer Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine häufige und oft sehr beeinträchtigende neurologische Erkrankung. Sie ist jedoch nicht bedrohlich. Die Abkürzung “RLS” bedeutet Restless Legs Syndrom – übersetzt: Erkrankung der unruhigen, ruhe- oder rastlosen Beine. Die Verbreitung (Prävalenz) der Störung wird auf 5–10 % der Bevölkerung in Europa und Nordamerika geschätzt. Von den Betroffenen benötigen 10-15 % eine medikamentöse Behandlung. In Asien wird die Erkrankung seltener diagnostiziert. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Missempfindungen werden von den Betroffenen als Ziehen, Stechen, Kribbeln, Ameisenlaufen, Druckgefühl, Elektrisieren, Reißen, Krämpfe / krampfartiges Ziehen, einschießender oder quälender Schmerz oder brennende Missempfindungen geschildert. Schmerzen werden neben den Missempfindungen in den Gliedmaßen, Schlafstörungen und Bewegunsdrang von RLS-Patienten an vierter Stelle der am meisten beeinträchtigenden Symptome genannt. Die Behandlung von Schmerzen hat daher einen hohen Stellenwert. Es sollte bei Patienten mit chronischem Schmerz auch an ein RLS als mögliche Ursache des Schmerzes gedacht werden. Diagnose von RLS Die Kriterien, die für die Diagnose eines RLS erfüllt sein müssen, sind: • Bewegungsdrang der Gliedmaßen (Beine/Arme), verbunden mit unangenehmen Missempfindungen. • Verschlechterung der Beschwerden bei Ruhe (Liegen und Sitzen). • Teilweise oder vollständige Besserung durch Bewegung (Laufen oder Dehnen). • Die Symptome sind abends oder nachts deutlich ausgeprägter. • Diagnostisch auszuschließen sind u.a. Muskelerkrankungen, Muskelkrämpfe, Gelenkentzündungen, Fehlstellungen der Gelenke, Gefäßerkrankungen, Störung oder Erkrankungen von Nerven, Fußwippen als Gewohnheit oder die Nebenwirkung von Medikamenten sowie Depression und Angsterkrankungen. Neben einer klinisch-neurologischen Untersuchung sollte unter Umständen eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, sowie eine Muskeluntersuchung erfolgen. 4 MVZ ATRIUM HOLZKIRCHEN

Eine Einstufung des Schweregrades der RLS-Symptomatik kann dabei anhand der von der International Restless Legs Study Group (IRLSSG) herausgebrachten Schweregradskala mit 10 Fragen und maximal 40 Punkten erfolgen: 1-10 Punkte: leichtgradiges RLS, 11-20 Punkte: mittelgradiges RLS, 21-30 Punkte: schwergradiges RLS, 31-40 Punkte: sehr schwergradiges RLS. Zusätzlich können noch vier weitere Kriterien die Diagnose eines RLS unterstützen, müssen aber nicht zwingend vorhanden sein: 1. Ansprechen auf dopaminerge Therapie (z.B. 50 % Verbesserung der RLS-Beschwerden im L-DOPA Test). Beim L-Dopa-Test erhält der Erkrankte L-Dopa, sobald die Beschwerden einsetzen. Bessern sich die Symptome, deutet dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Restless Legs-Syndrom hin. 2. Positive Familienanamnese. In mehr als der Hälfte der Fälle sind leibliche Verwandte des/der Erkrankten vom Syndrom der unruhigen Beine betroffen. 3. Nachweis von periodischen (wieder kehrenden) Beinbewegungen während des Schlafes in einem Schlaflabor (Polysomnographie). 4. Fehlen einer ausgeprägten Tages schläfrigkeit, obwohl von Ein- und Durchschlafstörungen betroffen. RLS-Betroffene sind tagsüber zwar müde, können jedoch aufgrund ihres Bewegungsdranges keine Ruhe finden. Mögliche Ursachen von RLS • Ein gestörter Eisenstoffwechsel im Gehirn. Ein Eisenmangel führt zu einem gestörten Stoffwechsel, da Eisen bei der Herstellung des körpereigenen Dopamins ein wichtiger Co-Faktor ist. • Mangel am Botenstoff Dopamin im Gehirn. Dopamin ist ein Botenstoff, der die Erregung von einer Nervenzelle auf andere Zellen überträgt. • Genetische Belastung. Es wurden inzwischen 19 Genveränderungen festgestellt. Welche genaue Rolle diese Gene im Zusammenhang mit dem RLS spielen ist noch nicht geklärt. Behandlungsmöglichkeiten Bei einem RLS kann man nur versuchen, die Beschwerden zu lindern und damit die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Ist das RLS die Folge einer bekannten Krankheit, können durch die Behandlung der Begleiterkrankung die RLS-Beschwerden ganz aufhören. Medikamentöse Behandlung Abhängig von der Schwere der Symptomatik, der zeitlichen Verteilung der Beschwerden und von vorbestehenden medikamentösen Nebenwirkungen ist zwischen einer Therapie mit Dopaminagonisten, Opioiden oder Medikamente zur Behandlung von neuropathischen Beschwerden wie Gabapentin oder Pregabalin abzuwägen. Behandlung bei Schmerz Schmerzen, die nicht frühzeitig mitbehandelt werden, können im Rahmen einer zunehmenden Sensibilisierung von am Schmerz beteiligten Nerven auch zu einer gesteigerten Schmerzempfindlichkeit (Herabsetzung der Schmerzschwelle) führen. Wichtig ist es daher, die Schmerztherapie frühzeitig einzusetzen, bevor es zur Ausbildung von chronifizierten Schmerzen kommt. Zu einer guten und wirksamen Schmerztherapie beim RLS gehört ein umfassendes Konzept, das neben Medikamenten auch nicht-medikamentöse Therapien berücksichtigt. Schmerzmediziner sprechen hier von einer „multimodalen“ Schmerztherapie. Medikamentöse Einschränkungen Medikamente wie Antidepressiva, Neuroleptika, Antihistaminika und Metoclopramid (Magenmittel) müssen, sofern medizinisch vertretbar, abgesetzt werden, da diese ggf. ein RLS auslösen oder verstärken können. Ergänzende Therapiemöglichkeiten Als nicht-medikamentöse Optionen für die RLS-Behandlung ist zunächst die Einhaltung einer guten Schlafhygiene mit regelmäßigen Bettzeiten und das Vermeiden von Schlafentzug durch Nachtschichtarbeiten wichtig. Zur unmittelbaren Symptomlinderung können physikalische Maßnahmen wie Massage, kühlende Gele oder Bäder angewendet werden. Auch eine regelmäßige moderate körperliche Aktivität kann sich positiv auswirken, sportliche Aktivität mit Beinarbeit sollte jedoch in den Morgenstunden erfolgen, da viele Patienten nach Joggen oder ausgedehntem Wandern sowie nach Gartenarbeit am Nachmittag oder Abend dann nachts verstärkte RLS-Beschwerden haben. Auch eine gedankliche Ablenkung durch geliebte Hobbys wie z.B. Bastelarbeiten, Spielen, Lesen kann die Symptome erträglicher machen. Bei RLS sollte nach 15 Uhr kein Kaffee und ab vier Stunden vorm Zubettgehen kein Alkohol mehr konsumiert werden. 4 5

Praxiszeitschrift Dr. Pränger

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