Knieverletzungen im alpinen Skisport Artikel von Priv.-Doz. Dr. med. Philipp Minzlaff Leiter Sportorthopädie Krankenhaus Agatharied Nach einem Jahr ohne alpinen Skisport in Deutschland wächst die Hoffnung auf einen baldigen Saisonbeginn. Auch wenn die Details der Skigebietsöffnungen mitten in der 4. Welle der Corona Pandemie noch nicht abschließend geklärt sind, so bereiten sich die Liftbetreiber dennoch auf einen baldigen Start vor. Dieser Artikel soll Ihnen einen Überblick über Verletzungen im alpinen Skisport mit dem Fokus „Kniegelenk“ geben. Dabei gibt die statistische Auswertung für Skiunfälle (ASU) einen guten Überblick. Das Verletzungsrisiko sank seit Beginn der Erfassung zur Basissaison 1979/1980 bis 2019/2020 um 63 Prozentpunkte, wobei zuletzt immerhin 36.000 bis 38.000 Verletzungen mit der Notwendigkeit der ärztlichen Behandlung auftraten. Unter diesen mussten 7000 Patienten stationär behandelt werden. Das Verletzungsrisiko sank zwar in allen Körperregionen während der letzten Jahre (Abbildung 1), Kniegelenksverletzungen treten aber weiterhin mit Abstand am häufigsten auf (Abbildung 2). Abbildung 2: Verletzungslokalisation bei Erwachsenen Der Anteil der Knieverletzungen beträgt geschlechtsunabhängig 33,1%, liegt bei Frauen bei über 50% aller auftretenden Verletzungen und bei Männern bei 21,6%. Damit betrifft jede zweite Skisportverletzung bei Frauen und jede Fünfte bei Männern das Kniegelenk. Häufig treten mittelschwere Verletzungen auf, die aber mit langfristigen Folgen wie z.B. der Arthroseentwicklung verbunden sein können. Unter den Kniegelenksverletzungen nimmt die Ruptur des vorderen Kreuzbandes (VKB Ruptur) oft in Kombination mit einer Innenbandruptur eine führende Rolle ein. Diese Bandverletzungen können mit Knorpel-/ Knochenverletzungen oder Meniskusverletzungen kombiniert sein und müssen schnellstmöglich von einem spezialisierten Sportorthopäden erkannt, abgeklärt und behandelt werden. Abbildung 1: Entwicklung der Verletzungslokalisation seit 1979/1980 Der Unfallmechanismus, der zu diesen Verletzungen führt ist dabei oftmals wenig spektakulär und bei nur geringer Fahrgeschwindigkeit. Typisch ist das Verkanten nach einer Fehlbelastung des Außen- oder Innenski mit auftretender Verdrehung oder das Stürzen in Rückenlage.
Priv.-Doz. Dr. med. Philipp Minzlaff Facharzt für Unfallchirurgie & Orthopädie, Sportmedizin, zertifizierter Kniechirurg (DKG) und Instruktor für Arthroskopien (AGA) Kommt es zu einer Verletzung, so wird nach der Knieverdrehung häufig ein komisches, schwammiges Gefühl im Gelenk beschrieben. Es entwickelt sich ein intraartikulärer Erguss (sog. Hämarthros), der als „dickes Knie“ wahrgenommen wird. Wichtig ist es, direkt nach dem Unfall den Skisport zu pausieren und je nach Geländebeschaffenheit die Skirettung zu alarmieren. Das verletzte Gelenk muss hochgelagert und gekühlt werden. In einer nahen gelegenen Notaufnahme sollte durch ein Röntgenbild eine Fraktur ausgeschlossen werden. Da in der Regel keine Spezialisten in den Krankenhäusern in den Notaufnahmen verfügbar sind und Band-, Meniskus- und Knorpelverletzungen im konventionellen Röntgenbild nicht gesehen werden können folgt häufig die Empfehlung sich bei einem spezialisierten Kniechirurgen vorzustellen, um die weitere Abklärung mittels MRT und die weitere Behandlung einzuleiten. Die weitere Behandlung richtet sich nach dem genauen Verletzungsmuster und der individuellen Situation mit Alter und Funktionsanspruch des Patienten. Nach einer genauen körperlichen Untersuchung kann der Spezialist das Verletzungsausmaß oftmals sehr genau eingrenzen und durch die zügige Abklärung mittels MRT werden die Unfallfolgen definitiv erkannt. Liegt ein isolierter Riss des vorderen Kreuzbandes vor, so ist es wichtig zunächst abschwellende Maßnahmen wie Kältetherapie, Kompression und Lymphdrainage sowie beweglichkeitsverbessernde Übungen im Rahmen der Physiotherapie einzuleiten. Engmaschige sportorthopädische Untersuchungen begleiten dabei die Behandlung und dokumentieren den Fortschritt. Nach ca. 4-6 Wochen sollte das verletzte Gelenk wieder schlank, ohne Erguss und weitgehend frei beweglich sein. Nach dieser Zeit erfolgt die Stabilitätsprüfung. Ist das Gelenk durch das gerissene vordere Kreuzband instabil, so wird bei jungen und aktiven Patienten häufig der Ersatz des vorderen Kreuzbandes empfohlen und durchgeführt. Diese minimalinvasive Operation kann stationär oder ambulant durchgeführt werden (Abbildung 3). PD Dr. med. Philipp Minzlaff leitet die Sportorthopädie am Krankenhaus Agatharied und bietet Sprechstunden im Atrium Holzkirchen an. Er spezialisierte sich konsequent seit seiner Facharztausbildung am Klinikum rechts der Isar in der Abteilung für Sportorthopädie als Stipendiat an der Universität Pittsburgh, als Oberarzt für Knie- und Schulterchirurgie an der BG Unfallklinik Frankfurt und zuletzt als leitender Oberarzt für Sportorthopädie am Artemed Klinikum München Süd auf arthroskopische und offene Eingriffe an Knie- und Schultergelenk. Er ist an der TU München habilitiert, seit vielen Jahren leitender Mannschaftsarzt der Tölzer Löwen und in verschiedenen Fachgesellschaften als Mitglied in Expertengruppen aktiv. Durch seinen hohen Spezialisierungsgrad führt er jährlich ca. 400 gelenkerhaltende Operationen im ambulanten OP Zentrum Holzkirchen und Krankenhaus Agatharied durch und behandelt privat und gesetzlich versicherte Patienten. Literatur: Hébert-Losier K, Holmberg HC. What are the exercise-based injury prevention recommendations for recreational alpine skiing and snowboarding? A systematic review. Sports Med. 2013 May;43(5):355-66 Minzlaff P, Heidt T, Feucht MJ, Plath JE, Hinterwimmer S, Imhoff AB, Saier T. Patient satisfaction with health is substantially improved following ACL reconstruction. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2018 Feb;26(2):582-588. Abbildung 3: arthroskopischer vorderer Kreuzbandersatz Filbay SR, Grindem H. Evidence-based recommendations for the management of anterior cruciate ligament (ACL) rupture. Best Pract Res Clin Rheumatol. 2019 Feb;33(1):33-47
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